München, 13.06.2018. In den letzten Wochen und Monaten kam es bayernweit zu massenhaften Protesten gegen das neue Polizeiaufgabengesetz (PAG). Insgesamt sind mehrere zehntausende Menschen auf die Straßen gegangen und haben ihre Kritik an den überzogenen Überwachungsmaßnahmen geäußert. Die Bayerische Staatsregierung und die CSU haben das neue PAG dennoch gegen alle Widerstände durchgedrückt und den gesellschaftsübergreifenden Protest bis dato gänzlich ignoriert.
Im Nachhinein soll nun eine Expertenkommission die von der Landesregierung bereits beschlossene Einführung des neuen Polizeiaufgabengesetzes begleiten. Nachdem die zivilgesellschaftliche Kritik am PAG von der CSU zunächst als „Lügenkampagne“ diffamiert wurde, erweckt diese Maßnahme nun den Eindruck, die Regierung gehe einen Schritt auf ihre Kritiker zu. Doch das Bündnis „noPAG“ sieht die Einsetzung der Kommission aus mehreren Gründen sehr kritisch: Zum einen hätte eine entsprechende Expertenkommission bereits vor der Verabschiedung des PAG eingesetzt werden müssen; nur so hätten Kritik und Verbesserungsvorschläge in den Gesetzentwurf eingearbeitet werden können. Zum anderen sind die Kompetenzen der nun eingesetzten Kommission bislang völlig unklar: Muss die Regierung auf eventuelle Anmerkungen und Kritik der Kommission am Gesetz reagieren? Darf die Kommission Änderungsvorschläge einbringen? Inwieweit wären eben solche Änderungsvorschläge verbindlich? Und: Werden Anmerkungen und Kritik der Kommission am PAG veröffentlicht?
All dies ist derzeit unklar bzw. wurde bisher von der Regierung nicht thematisiert. Somit muss das „noPAG“-Bündnis davon ausgehen, dass die Expertenkommission keinerlei Mitwirkungsrechte hat und mögliche Anmerkungen und Kritikpunkte der Kommission am PAG lediglich nach Gutdünken der Landesregierung zurate gezogen werden. Darüber hinaus fehlen Vertreter der Zivilgesellschaft in der geplanten Zusammensetzung der Kommission völlig. Dies führt die Aussage des Innenministers Joachim Herrmann ad absurdum, man wolle die Anliegen der BürgerInnen auf diese Weise aufnehmen. Dabei zeigt gerade die Breite des „noPAG“-Bündnisses, wie präsent die Kritik am PAG in allen Teilen der Gesellschaft ist.
Aufgrund dieser Ausgestaltung der ExpertInnen-Kommission kann das „noPAG“-Bündnis darin nur eine Beruhigungspille erkennen, die den gewünschten demokratischen Effekt schuldig bleiben wird. Es scheint sich hierbei vielmehr um eine reine Marketingmaßnahme der bayerischen Staatsregierung zu handeln, mit der jedoch die rechtsstaatlichen Mängel im neuen Polizeiaufgabengesetz nicht behoben werden können. Die Proteste gegen das PAG werden daher in den nächsten Wochen und Monaten weitergehen. Derzeit prüft das Bündnis rechtliche und anderweitige Schritte.